Unterstützungsmöglichkeiten für Familien
Familien mit FASD benötigen ein besonderes Maß an Unterstützung. Dabei steht die Stabilisierung der Familien ebenso wie die Stärkung des Kindes/Jugendlichen mit FASD im Zentrum aller Aktivitäten.
Kompetente Fachberatung und gute Selbstfürsorge sind wichtig
Die Bezugspersonen sind im Zusammenleben und in der Betreuung von Menschen mit FASD einer permanenten Belastung ausgesetzt. Eine Unterstützung und Entlastung des gesamten Familiensystems ist daher überaus wichtig, um die Beziehungen langfristig zu erhalten. Bezugspersonen benötigen daher eine Stärkung ihrer persönlichen Fähigkeiten, eine entsprechende Fachberatung sowie Auszeiten zur Erholung. Die Möglichkeiten sind dabei so individuell wie die Pflegefamilien selbst:
- FASD-spezifische Fachberatung
- Austausch mit anderen Betroffenen
- Fortbildungen zum Thema
- Entlastungswochenende
- Urlaube ohne Kind, Zeiten als Kernfamilie
- Assistenz oder zusätzliche Betreuungsperson für einige Stunden pro Woche, z.B. durch den Familienentlastenden Dienst
- Unterbringung in geeigneten Ganztagesplätzen in Kindergarten und Schule
- Begleitung/Unterstützung bei belastenden Gesprächen (Ämter, Schule, Ärzte etc.)
Pflegefamilien mit Kindern/Jugendlichen mit FASD sollten ganz besonders auf ihre Ressourcen achten und diese immer wieder auffüllen. Eine gute Selbstfürsorge kann gesundheitliche und stressbedingte Folge-Beeinträchtigungen verhindern.
Unterstützungsmöglichkeiten für Betroffene
Kleine Schritte und klare Strukturen
Grundsätzlich gilt: Alle Beratungs- und Unterstützungsangebote zur Entlastung der Pflegefamilie kommen direkt den jungen Menschen mit FASD zu Gute. Denn ein positives familiäres Umfeld ist der beste Nährboden für die Entwicklung der Betroffenen. Darüber hinaus benötigen betroffene Kinder vielfältige Anleitungen und Orientierungshilfen, klare Vorgaben in ihrer Umgebung sowie feste Strukturen und Rituale im Alltag. Anweisungen sollten kurz und präzise gehalten und immer nur eine Aufgabe enthalten, ist diese erledigt folgt die nächste Aufgabe.
Schulbegleiter oder Integrationshelfer
Viele Kinder benötigen zur Bewältigung des Schulalltags neben einer engagierten LehrerIn noch eine weitere Person, die ihnen in schwierigen Situationen zur Seite steht. Gerade in Überforderungssituationen, z.B. durch Lernstoff, Lärm, zu viele Personen oder Geräusche, ist externe Hilfe unerlässlich, um Eskalationen zu vermeiden. Auch kann der Schulbegleiter dabei helfen, Aufgaben schrittweise zu bewältigen und Lerninhalte in einen direkten Kontext zur Umwelt zu stellen. Je früher diese Form der Hilfe einsetzt, desto günstiger verläuft die Schullaufbahn.
Weniger ist oft Mehr – Ruhe und Erholungsphasen aktiv einplanen
Menschen mit FASD haben aufgrund ihrer neurologischen Schädigung eine geringere Leistungsfähigkeit, sind schneller erschöpft und benötigen längere Erholungsphasen. Diese Grenzen sollten von den Bezugspersonen wahrgenommen und wertgeschätzt werden. So lernt auch der junge Mensch mit FASD seine Grenzen kennen. Daher sollten in der Tages- und Aktivitätenplanung Ruhe-Phasen direkt mit eingeplant werden. Denn Erschöpfung und Überforderung führen zu Eskalationen und Versagensgefühlen.
Strukturierte Freizeitgestaltung
Freundschaftliche Kontakte zu anderen Kinder sollten früh gefördert und von der Bezugsperson begleitet werden. Sinnvoll ist der Kontakt zu anderen Kindern mit Alkoholspektrum-Störungen, um zu erleben, dass es noch andere mit ähnlichen Schwierigkeiten gibt. Darüber hinaus kann dies ein wichtiger Ansatz für die Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung sein.
Körperliche Aktivität ist für viele Kinder und Jugendliche ein wichtiger Ausgleich. Hier sollte der Fokus auf den Stärken liegen, eine Anbindung an einen regulären Sportverein ist möglich bei klarer, kontinuierlicher Struktur und entsprechender Vorbereitung und Information durch die Bezugsperson.
Die eigenständige Freizeitplanung und -gestaltung ist für ältere Kinder und Jugendliche mit FASD schwer. Sie bedürfen auch hier der Anleitung, Unterstützung und Begleitung. Und je älter der junge Mensch mit FASD wird, umso größer und notwendiger wird seine Begleitung in der Freizeit. Denn häufig fehlt es an altersgerechter Selbstwahrnehmung und Selbsteinschätzung.
Junge Menschen mit FASD sind aufgrund ihres Verhaltens und der emotionalen Entwicklungsverzögerung besonders vulnerabel. Daher benötigen sie in der Freizeit und im öffentlichen Raum dauerhaft Schutz, strukturgebende und ordnende Anleitung, sowie Begleitung von Bezugspersonen, die ihr behinderungsbedingtes Verhalten richtig einordnen können und sie so vor Überforderung, Impulsdurchbrüchen und Grenzüberschreitungen schützen.
Heilpädagogisches Reiten oder tiergestützte Therapie
Beim heilpädagogischen Reiten liegt der Schwerpunkt auf den sozialen Erfahrungen. Wesentlicher Bestandteil ist die Pflege des Pferdes. Das Kind übernimmt damit Verantwortung und macht die Erfahrung, dass es ein Tier versorgen kann. Somit wird das Selbstbewusstsein des Kindes gestärkt. Nebeneffekt: Durch die Beschäftigung mit dem Pferd werden Kinder häufig ruhiger und konzentrierter. Dieser Effekt kann einige Zeit anhalten.