MarteMeo – Ressourcen sicht- und spürbar machen

Gerade im Umgang mit Menschen mit FASD ist der ressourcenorientierte Ansatz von MarteMeo besonders geeignet. Das Kind mit seinen Bedürfnissen zu sehen und wie und wo diese beantwortet werden, zu schauen, was bereits gut läuft, aber auch Ursachen für Verhalten zu erkennen, ist für Bezugspersonen ein erkenntnisreicher Schlüsselmoment.

Dafür werden Videoaufnahmen von Alltagssituationen zwischen Kind/Jugendlichem und Bezugsperson genutzt, in denen sicht- und spürbar wird, wo die Bezugsperson ihr Kind bereits gut erreicht und unterstützt.  Auch wird besprochen, wo und wie sie das Kind darüber hinaus unterstützen und fördern kann. Durch diese wertschätzende Haltung und Bestärkung erleben sich Bezugspersonen als selbstwirksam. Dies aktiviert „aus eigener Kraft“ entwicklungsfördernde Fähigkeiten: die Verständigung und die emotionale Beziehung werden gestärkt.

MarteMeo in der Arbeit mit FASD

Die Arbeit mit MarteMeo, die zum einen in Bild und Film die unsichtbare Behinderung FASD ein Stück weit sichtbar macht, den Bezugspersonen aber gleichzeitig zeigt, wo sie schon für den Menschen mit FASD hilfreich agieren, kann für die Beratung der Bezugspersonen dieser Menschen sehr wertvoll sein.

Es zeigt sich, wie eindrücklich die Arbeit mit den Filmen ist, wie die Bilder wirken und „hängen bleiben“ ohne viele Worte, wie es bei MarteMeo eigentlich um sehr einfache basale Kommunikationselemente geht, die aber, wenn man sie einsetzt, Grundlegendes zum Positiven verändern können. Es geht nicht darum störendes Verhalten abzustellen, sondern festzustellen, welche Fähigkeiten entwickelt sind und welche noch entwickelt werden können.

Die Methode MarteMeo bietet Raum für Erfahrung, dass Veränderung „aus eigener Kraft“ möglich ist. Es wird eine Idee entwickelt, WANN muss ich WAS WOZU tun. Die gesehenen positiven Bilder werden anders abgespeichert als viele Worte. Es gibt wieder Hoffnung und eine Veränderung der Situation wird möglich.

Die Arbeit mit MarteMeo gliedert sich in:

  • Ermutigung und Annahme:
    Die Ressourcen der Bezugspersonen können durch MarteMeo sichtbar gemacht werden und mit Hilfe der Beratung auf andere vielleicht schwierige Situationen im Alltag mit dem Kind übertragen werden. So wird die Bezugsperson in ihrem Handeln gestärkt.
    Klienten sehen anhand des Filmmaterials, wie sie gehandelt und das Kind unterstützt haben. Es geht darum genau wahrzunehmen, was das Kind unterstützt hat, was ihm weitergeholfen hat. Es geht also in der Arbeit mit MarteMeo um die Stärkung und Wertschätzung der Pflege- und Adoptiveltern, die vorher oft andere Erfahrungen machen mussten.
  • Ursachenforschung:
    Hierbei geht es darum, anhand der ausgewählten Filmausschnitte, die Kinder wahrzunehmen, innezuhalten und hinzuschauen. Eltern sehen und erkennen selbst, was das Kind tut, was es damit zeigt, und was es braucht.
    Also die Ursache des oft nicht verstandenen Verhaltens sichtbar machen. Das Verständnis für vorher nicht verstandene Verhaltensweisen der Kinder wird durch das Sichtbarmachen deutlich größer und die eigene Handlungsoption klarer. So kann ein Prozess entstehen, der die Selbstwirksamkeit von Menschen mit FASD fördert. Mit Hilfe der Filme können in den Clips kleinste Initiativen der Kinder sichtbar für die Bezugspersonen gemacht werden. Wir können sie wiederholt betrachten und so das Kind besser verstehen lernen.
  • Stärkung der Selbstwirksamkeit
    Die Bezugsperson kann im Filmclip ihr Handeln sehen, reflektieren und lernen, die gute Interaktion der einen Situation auf andere zu übertragen und so sehr bewusst und aktiv den Alltag mit dem Kind verbessern und diesem dadurch neue Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen. So wird die Selbstwirksamkeit der Bezugspersonen gestärkt.

MarteMeo folgt dabei einem mehrstufigen Interaktionsmodell zwischen Bezugsperson und Kind:
Durch Warten und Wahrnehmen wird eine Situation klarer. Das Tempo wird langsamer und für den Menschen mit FASD durchschaubarer.
In unterschiedlichen Beratungsprozessen wurde immer wieder klar, wie wichtig das Benennen in Alltagssituationen war, welche positive Veränderung möglich war, wenn die Bezugspersonen daran gearbeitet haben.
Für einen Menschen mit FASD ist es sehr wichtig, dass seine Umwelt eine klare Struktur aufweist.
Durch das Bestätigen und Benennen der Bezugsperson fühlt sich das Kind wahrgenommen und besser verstanden. Sein Bild von der Umwelt wird klarer und vorhersehbarer. Das Kind kann seine Eindrücke und Erfahrungen besser einordnen. Durch das Verbalisieren kann es die eigenen Gefühle besser verstehen und sie zulassen und im besten Fall auch selbst lernen, sie zu benennen.
Durch ein positives Leiten und Lenken wird es in seiner Handlungsplanung gestützt und erfährt Sicherheit und Überschaubarkeit einer Situation. Die Konzentration erhöht sich und damit auch die Ausdauer, an einer Sache dran zu bleiben.

Vergleiche auch Lehrbuch der MarteMeo- Methode, P. Bünder/ A. Sirringhaus- Bünder/ Angela Helfer, S.202 Pflege- und Adoptivfamilien mit Kindern mit FAS- Störung, Susanne Falke, Vandenhoeck & Ruprecht, 2022.

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