Wie kommt die Welt in den Kopf? Wahrnehmung und ihre Verarbeitung

Alkoholbedingte Hirnschädigungen und/oder neurologische Veränderungen wie beispielsweise durch frühkindliche Traumatisierungen beeinträchtigen häufig die Wahrnehmung der Umwelt sowie die Verarbeitung der Wahrnehmungsreize. Dadurch sind in der Folge auch die Exekutiven Funktionen mit ihrer Steuerungsfunktion und Handlungsplanung sehr betroffen.

Ein neurobiologischer Exkurs.

Der gesamte Lernprozess von der Wahrnehmung bis ins Langzeitgedächtnis ist angewiesen auf funktionierende neuronale Netzwerke. Am Anfang steht die Wahrnehmung über Sinnesreize. Diese Reize werden im Thalamus, dem „Tor zum Bewusstsein“ gefiltert. Informationen ohne verwertbare Inhalte werden meist nicht weitergeleitet oder gespeichert. Aufgenommene Reize gelangen nun in das Frontalhirn, werden hier im Arbeitsspeicher abgelegt, bewertet und Bekanntem zugeordnet. Von dort geht es weiter ins Langzeitgedächtnis (Temporallappen), wobei die Übertragung des Gelernten in die jeweiligen Speicherorte im Schlaf erfolgt.

Menschen mit FASD weisen in diesem Lernprozess mehrfach Störungen auf:

  • wenig ausgebildete neuronale Netzwerke erschweren die Wahrnehmung und ihre Verarbeitung
  • die Selektion von Reizen im Thalamus kann durch neuronale Schädigungen risikohaft fürs Lernen sein
  • das Frontalhirn ist bei FASD besonders betroffen, und damit auch das Arbeitsgedächtnis als Teil der Exekutiven Funktionen. Die hier vorzunehmende Bewertung und Zuordnung von aufgenommenen Informationen ist störanfällig.
  • Das Ablegen von Erlerntem im Langzeitgedächtnis ist durch Schlafstörungen bei FASD ebenfalls betroffen.

Die Folge: Es kommen Dinge anders an als bei einer intakten Wahrnehmungsverarbeitung, die Behinderung FASD und ihre Einschränkungen machen sich „von innen“ bemerkbar. Somit ist auch die Basis für gelingendes Lernen erheblich beeinträchtigt. Aus vermeintlichem Nicht-Wollen wird Nicht-Können. Zu diesem Thema fand in 2023 unsere Fachtagung „FASD und Trauma“ statt.